Auf Einladung des Teams des Espace Louis Vuitton München konnte der Kunstclub13 eine Führung in diesem außergewöhnlichen Kunstort durch die Ausstellung von David Claerbout anbieten. Durch die Ausstellung führte Sarah Haugeneder, Leiterin des Espace München. Im Anschluss gab es einen Umtrunk im Espace.
Mit der neuen Ausstellung Erzähl mir das Ende würdigte der Espace Louis Vuitton München das Schaffen des belgischen Künstlers David Claerbout. Die Schau fand im Rahmen des „Hors-les-murs“-Programms der Fondation Louis Vuitton statt, das die Zielsetzung verfolgt, noch nicht gezeigte Arbeiten ihrer Sammlungsbestände in den Espaces Louis Vuitton in Tokio, München, Venedig und Peking auszustellen und somit den Auftrag erfüllt, ambitioniert kuratierte, internationale Projekte zu realisieren und diese einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
1969 in Kortrijk, Belgien, geboren, wurde David Claerbout am Nationaal Hoger Instituut voor Schone Kunsten in Antwerpen und anschließend an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam ursprünglich zum Maler und Zeichner ausgebildet. Seitdem ist er dazu übergegangen, Werke zu schaffen, die aus einem einzigartigen Ineinanderfließen von Fotografie, Film und Malerei bestehen. Zunehmend begann sich Claerbout aufgrund seiner Recherchen über die Eigenschaften von Fotografie und Film für den Faktor Zeit zu interessieren.
Indem er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu atemberaubenden Momenten zeitlicher Elastizität verschmelzen lässt, repräsentieren seine Arbeiten tiefgründige und bewegende philosophische Betrachtungen unserer Wahrnehmung von Zeit und Realität, Erinnerung und Erfahrung, Wahrheit und Fiktion. Indem dies durch die Anordnung der Bildelemente, Bildsequenzen, Licht, Geschwindigkeit, Sprache, Musik und Ambient-Sound, sowie das Umfeld der Installation und die verwendete Technik transportiert wird, rufen David Claerbouts eindringlich sinnlichen Kompositionen neue Formen der Wahrnehmung, der eigenen Erwartungshaltung, der Einsicht und der Erinnerung hervor.
In den frühen 1990er Jahren prägte der Filmtheoretiker Raymond Bellour den Begriff „entre-images“ oder „Bilderzwischenraum“, um sich jenen Hybridbildern annähern zu können, die im Grenzbereich zwischen Fotografie, Film und Video oszillieren. Heute ließe sich der Begriff bestens auf Claerbouts Schaffen anwenden. Dessen Praxis kann einprägsam anhand von The Algiers’ Sections of a Happy Moment (2008) studiert werden, wo die Zeit zwar aufgehoben ist, die Fragmentierung des Raums jedoch – die Multiplizierung von Standorten und Bildausschnitten – eine Zeitverzögerung erzeugt. Hier ist man als Zuschauer(in) allwissend und kann eine Handlung im selben Augenblick aus den verschiedensten Blickwinkeln wahrnehmen. Eine weitere entscheidende Ebene in Claerbouts fotografischen Videoarbeiten stellt der Ton dar. Claerbout bezeichnet sein Werk wiederholt als „in Video eingebettete Audiostücke“. Bei Travel (1996-2013) handelt es sich um eine Arbeit, die von ihrem Soundtrack inspiriert und letztendlich aus ihm hervorgegangen ist – nämlich aus einer synthetisierten, therapeutischen Partitur des französischen Komponisten Eric Breton, die ursprünglich stressreduzierend und schlaffördernd wirken sollte.
Der Espace Louis Vuitton München freut sich, diese beiden emblematischen Werke aus dem Sammlungsbestand präsentieren zu dürfen, exemplifizieren sie doch Claerbouts künstlerische Praxis, deren ambivalente Position zwischen Fotografie und Kino ein komplexes Spiel mit der menschlichen Wahrnehmung und Zeiterfahrung in Gang setzt und in kompromisslos kontemplative Videoinstallationen mündet.
Zum Künstler
David Claerbout (* 1969, Kortrijk, Belgien) lebt und arbeitet in Antwerpen (Belgien) und Berlin. Sein Oeuvre war Gegenstand von Einzelausstellungen im Centre Pompidou, Paris, Frankreich; im Dundee Contemporary Arts, Dundee, Schottland; im Van Abbemuseum, Eindhoven, Niederlande; SF MOMA, San Francisco, USA; De Pont Museum, Tilburg, Niederlande; WIELS, Brüssel, Belgien; Städel Museum, Frankfurt, Deutschland; Schaulager Basel, Schweiz; sowie im Centro Gallego de Arte Contemporáneo, Santiago di Compostela, Spanien. Seine Arbeiten bildeten Teil der von Harald Szeemann kuratierten Ausstellung Belgique Visionnaire im Palais des Beaux-Arts, Brüssel, Belgien; und wurden ebenfalls gezeigt im MonteVideo, Amsterdam, Niederlande; im Museum of Contemporary Art, Chicago, USA; in der Kunsthalle Wien, Wien, Österreich; im S.M.A.K. Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Ghent, Belgien; im Centre pour l’image Contemporaine, Genf, Schweiz; im M HKA Museum of Contemporary Art, Antwerpen, Belgien. Er nahm ebenso Teil an den Biennalen in São Paolo, Sydney und Moskau.
Zur Fondation Louis Vuitton
Als dem öffentlichen Interesse verpflichtete Institution widmet sich die Fondation Louis Vuitton ausschließlich der zeitgenössischen Kunst sowie den Strömungen des 20. Jahrhunderts, die diese maßgeblich beeinflussten. Die eigene Sammlung der Fondation und die von ihr organisierten Ausstellungen folgen der Zielsetzung, Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das vom Architekten Frank Gehry entworfene Gebäude der Fondation verkörpert deren zukunftsweisendes künstlerisches Statement und gilt schon jetzt als emblematisches Beispiel der Architektur des 21. Jahrhunderts. Seit der Eröffnung im Oktober 2014 durfte die Fondation Louis Vuitton jährlich mehr als eine Million Besucher aus Frankreich und aller Welt begrüßen. Die der Fondation zuteil gewordene internationale Anerkennung ihrer künstlerischen Ausrichtung manifestiert sich auch im Besucherrekord der Ausstellung Ikonen der Moderne: Die Sammlung Schtschukin (Oktober 2016 bis März 2017), die in sechs Monaten mehr als 1,2 Millionen Besucher zählte.
Von Anfang an hat die Fondation Louis Vuitton internationale Projekte angekündigt – sowohl am Standort in Paris selbst als auch in Partnerschaft mit öffentlichen und privaten Institutionen, mit weiteren Stiftungen und Museen. In diesem Kontext widmen sich die der Fondation assoziierten Kunsträume – die Espaces Louis Vuitton – in München, Venedig, Peking und Tokio der Sammlungspräsentation der Fondation. Die unter der künstlerischen Leitung der Fondation organisierten Ausstellungen sind der Öffentlichkeit bei freiem Eintritt zugänglich und ihre Programmatik ist Bestandteil des Kulturengagements des Hauses.
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