Kann Kunst stören? Darf Kunst stören? Wen stört Kunst? Und warum? Kann Kunst gar eine „Belästigung der Allgemeinheit“ und ein Verstoß gegen das Ordnungswidrigkeitengesetz sein? Stört Kunst möglicherweise eingeschliffene Sehgewohnheiten, wenn sie etwas sichtbar macht, das sonst nicht wahrgenommen wird?
Zur ersten Montagsrunde 2019 lud der Kunstclub13 am 25. Februar den streitbaren Aktionskünstler Wolfram P. Kastner zum Gespräch. Seine Arbeiten kreisen um politische und historische Themen, insbesondere aus der Zeit des Nationalsozialismus. Vielen Münchnern ist er wegen seiner wiederkehrenden Aktion Die Spur der Bücher bekannt, mit der er an die Bücherverbrennung 1933 auf dem Königsplatz erinnert.
Wolfram P. Kastner malt, zeichnet und interveniert auf Papier und Leinwand ebenso wie im öffentlichen Raum und wendet sich mit seinen Aufsehen erregenden Aktionen nicht nur an ein kunstsinniges Publikum. Das gefällt nicht immer allen und so gibt es Lob und Tadel, Sympathie und Aversion, Beschimpfungen, Morddrohungen, Strafanzeigen, Prozesse und einige Diskussionen, Unsicherheiten, Verstörungen, Vorsicht, keine Kunstpreise, Ausgrenzung – und manchmal auch irritierend schöne Bilder.
Wolfram P. Kastner bot uns einen lebhaften Einblick in seine wichtige und spannende Arbeit anhand mehrerer exemplarischer Arbeiten im öffentlichen Raum, die oft auf die Verherrlichung rechtextremen Gedankenguts anspielen. Oft hat Kastner auch mit juristischem Gegenwind zu kämpfen, lässt sich aber nicht beirren. Dabei geht ihm nie der Humor verloren, wie bei der Aktion, als er und ein Kompagnon als Papst und Hitler herumspazierten.