Im Gebäudekomplex einer ehemaligen Strickwarenfabrik im Glockenbachviertel vergibt die Landeshauptstadt München alle fünf Jahre in einem Juryverfahren Atelierräume zu günstigen Konditionen. Rund 50 Künstler*innen finden hier Inspiration, Austausch und gute Arbeitsbedingungen. Dieses Frühjahr fand der turnusmäßige Wechsel statt; neu eingezogen sind auch gleich mehrere Nominierte und Preisträger*innen unseres Förderpreises „Perspektiven“ der vergangenen Jahre.
Begonnen haben wir den Rundgang bei Thomas Splett, einem Günther Förg-Schüler, der das Medium Fotografie auf eine für uns neuen Ebene führt: Durch den simultanen Kurzschluss seiner Digitalkamera mit einem Projektor wird das Bild im Moment der Aufnahme zurückgeworfen und damit vervielfacht – ein Prozess, der je nach Motiv verschiedene, überraschende Farb-Effekte erzeugt.
Danach zeigte uns Patrick Ostrowsky seine neuen Arbeiten, die wir kaum wiedererkannt hätten. Ganz anders als noch bei unserer Förderpreisverleihung, als sein Schwerpunkt bei Baustoffen lag, entwirft er jetzt märchenhaft-monströs wirkende Keramikplastiken. Mit ihm im Atelier arbeitet auch die uns ebenfalls schon bekannte Lea Grebe. Die Insektenforschung lässt sie nicht los, auch wenn sie von Bronze zu Glas- und Papierarbeiten übergegangen ist. Eine Neuentdeckung war für uns der Japaner Hayato Mizutani. Nach einem Architekturstudium hat er in Hamburg Kunst studiert und lebt und arbeitet jetzt in München. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich jeden Tag mit einem ihm fremden Begriff, der ihn besonders beeindruckt hat. So dringt nicht nur immer tiefer in die deutsche Sprache ein, sondern verfasst auch gleichzeitig ein Tagebuch seiner Befindlichkeit und seiner Wahrnehmung der ihm fremden Kultur. Auf die Frage, ob er On Kawara kenne, lacht er nur verschmitzt.
Vorbereitet hatte die Führung Sophie Schmidt, die Gewinnerin unseres Perspektiven-Publikumspreises 2017. Zum Abschluss gab sie uns in ihrem Atelier eine performative Einführung in ihre opulente Bild-, Sprach- und Gedankenwelt. Bei Wein und Brezn durften wir auf ihrer Terrasse den sommerlichen Abend mit guten Gesprächen ausklingen lassen.