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PERSPEKTIVEN 2022

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unser Jurymeeting am 4. Mai war ein großer Erfolg. Besonders gefreut haben wir uns über die zahlreichen Mitglieder, die trotz Hagelstürmen und Schienenersatzverkehr den Weg in die PLATFORM gefunden haben!

Der Förderpreis für junge Kunst des Kunstclub13 e.V. geht dieses Jahr gleich an zwei Künstler*innen, an Minjae Lee und Lea Vajda. Lea Vajda und Minjae Lee überzeugten die Jury gleichermaßen. Nach Auffassung der Juror*innen zeigten beide so unterschiedliche Positionen und Ansätze, dass diese nicht gegeneinander ausgespielt werden können. Das Preisgeld für die Gewinner*innen wird auf 6.000 Euro erhöht, so dass beide jeweils 3.000 Euro erhalten. Charlotte Giacobbi ist Gewinnerin des Publikumspreises. Gestiftet wird der mit 1.000 Euro dotierte Publikumspreis von Andreas Wiede-Kurz (Wiede-Fabrik). Wir gratulieren herzlich!

Kunstpreis PERSPEKTIVEN
11. Förderpreis für junge Kunst des Kunstclub13 e.V. 2022

Hier die Begründung der Fachjuror*innen Tanja Beuthien (Korrespondentin des Kunstmagazins art in München), Rasmus Kleine, Museumsleiter Kallmann Museum Ismaning und Vorstandsvorsitzender des Akademie-Vereins), Dr. Rüdiger Maaß (Sammler und Vorstandsvorsitzender Kunstverein München) und Anna Schneider (Kuratorin Haus der Kunst):

„Mit seiner künstlerischen Arbeit gelingt es Minjae Lee, ein eindrucksvolles Psychogramm einer von Ängsten gequälten Gesellschaft zu entwerfen. Sein Konzept gewinnt im Zeitraum der letzten beiden Jahre unter der pandemiebedingten Isolation an Aktualität und wird schlüssig weiterentwickelt mit Verweis auf die Gefahr des ‚unreinen Atems‘. Die Zunahme von Zwangshandlungen wird durch den obsessiven Körpereinsatz des Künstlers in engen (ausweglosen) Raumformationen ausgedrückt – ein passendes Statement in Zeiten serieller Krisen, wie wir sie derzeit erleben.

Lea Vajda überzeugt in ihren Arbeiten mit einem hohen künstlerischen Reifegrad. Der Aspekt der Transformation von vorhandenem Material und die Rekontextualisierung von bekannten Alltagsobjekten oder Archivmaterial in raumgreifenden installativen Arbeiten hält sowohl intellektueller Überprüfung als auch medienspezifischen Anforderungen an die jeweilige ästhetische Umsetzung stand. Ihre Auseinandersetzung mit und kritische Reflexion von gesellschaftlichen und sozialpolitischen Prozessen besitzt konzeptuelle Tiefe und spricht zugleich den Betrachter in seiner Lebenswelt unmittelbar an – eine Gratwanderung, die sie gekonnt meistert.“

Wie auch im letzten Jahr wurden zudem für alle Nominierten Videoporträts produziert, die auf dem YouTube Kanal des Kunstclub13 verfügbar sind.

Sie haben noch bis zum 10. Juni die Möglichkeit, die Gruppenausstellung mit Arbeiten aller fünf Nominierten in der Halle der PLATFORM zu besuchen.

Am 19. Mai findet um 18:30 Uhr eine Führung durch die Ausstellung statt, bei der auch die beeindruckende Live-Performance von Preisträger Minjae Lee noch einmal zu sehen sein wird. Führung mit Pia Wiesner, Platform

  • Charlotte Giacobbi
  • Minjae Lee
  • Paulina Nolte
  • Gülbin Ünlü 
  • Lea Vajda 

Gruppenausstellung der fünf nominierten Künstler*innen: Charlotte Giacobbi, Minjae Lee, Paulina Nolte, Gülbin Ünlü und Lea Vajda
05. Mai – 10. Juni 2022 (Mo – Fr: 10 – 17 Uhr)

Halle der PLATFORM, Kistlerhofstraße 70, Haus 60, 3. Stock, 81379 München (U3 Aidenbachstr.)

Minjae Lee (*1984 Anyang, Südkorea) studiert zunächst Malerei in Seoul, bevor er 2015 ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München aufnimmt. Für sein Diplom bei Florian Pumhösl 2021 erhält er den Preis des Akademievereins erhält. Es folgen zahlreiche Ausstellungen in München, Hamburg, Marburg, Salzburg, Demmin und Brühl. In München sind seine Arbeiten unter anderem im DG Kunstraum, im Rahmen des Künstlerprojekts ZIMMER FREI_2021 undzuletzt in den Kunstarkaden München zu sehen. Minjae Lee ist Preisträger zahlreicher Auszeichnungen, darunter des Edenkoben-Stipendiums der Stiftung Rheinland-Pfalz 2021 und des Max-Ernst-Stipendiums 2020 der Stadt Brühl.

Minjae Lee widmet sich in seinen raumgreifenden Installationen und Performances einer der existenziellsten Empfindungen der Menschen: unbestimmten sozialen Ängsten und dem Gefühl der Vergeblichkeit. Lees Räume sind geprägt von Enge, Leere und fast vollkommener Ruhe. Sie können ebenso als Angsträume wie als Schutzräume in einer beunruhigenden Welt erscheinen. Die eigentlich unsichtbare Angst scheint Lee zu materialisieren – so auch in seiner jüngsten Arbeit „Nach der Angst ist vor der Angst“, deren Neuinterpretation auch Live in der Gruppenausstellung zu sehen ist. Das, wie mit Fingern an eine Glasscheibe geschriebene Wort „Angst“, macht er durch einen Atemhauch wiederholt kurz und flüchtig sichtbar und lädt das Publikum in einem engen Korridor ein, es ihm gleichzutun. Lange Zeitspannen prägen diese Performances, während derer Lee vergeblich versucht, eine Handlung zu vollziehen. Seine Arbeiten scheinen künstlerische Strategien zur Bewältigung dieses individuellen und zugleich allen Menschen universal vertrauten Empfindens zu sein.

Lea Vajda studiert bis 2017 Psychologie, Philosophie und Kulturwissenschaften an der Universität in Amsterdam. Seit 2019 studiert sie an der Akademie der Bildenden Künste München in der Klasse von Florian Pumhösl. Ihre Arbeiten sind 2019 im AMAC und in der Foco Galerie in Lissabon zu sehen. In München zeigt sie 2020 die Einzelausstellung “Das ist durch Zufall nicht zu erklären” im T156, 2021 die Ausstellung “Make yourself uncomfortable” sowie die Gruppenausstellung “Since Forever” im Sardenhaus. Im März 2022 eröffnet ihre Einzelausstellung „äußerst ungünstig“ bei Schwabinggrad in München. Sie erhält unter anderem das Gulbenkian Fellowship bei Doc’s Kingdom 2019 und 2020 das Jubiläums-Stipendium der Stadt München sowie das Deutschlandstipendium.

Lea Vajda widmet sich in ihren Arbeiten vielfältigen Umwandlungsprozessen von bereits vorhandenem Material und betrachtet kritisch dessen geschichtliche, gesellschaftliche und sozialpolitische Gegebenheiten und Prozesse. Die fotografische Reproduktion eines Zuckerpäckchens setzt sich beispielsweise mit Ideen von Nationalität und Internationalität sowie dem Versprechen von Europa auseinander. Im Siebdruckverfahren vergrößerte Formulare, wie sie auch in der Gruppenausstellung zu sehen sind, verweisen auf die politische Geschichte sowie Gegenwärtigkeit des Begriffs „self-care“. So bearbeitet und rekontextualisiert Lea Vajda Videomaterial, Alltagsobjekte, Werbematerial sowie Grafiken aus Archiven. Ihre Arbeitsweise umfasst verschiedene Druck- und Filmtechniken, die sie oft in raumgreifenden, skulpturalen Installationen einsetzt. Wiederkehrende Themen sind Fortschritts- und Globalisierungsgedanken sowie die Kontrollierbarkeit von Prozessen und Subjektkonstitutionen.

Charlotte Giacobbi (*1988 in Berlin) lebt und arbeitet in München. Im Anschluss an ihr Studium an der National Art School of Bourges zieht sie nach Deutschland. Ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste München schließt sie 2019 als Meisterschülerin bei Pia Fries ab. Giacobbi stellt ihre Werke unter anderem in der Debütantenausstellung im Haus der Kunst sowie in verschiedenen Städten wie München (Galerie Filser & Gräf), Ulm (Galerie Sebastianskapelle) und Nürnberg (Galaxie Off Galerie) aus. Außerdem wird sie 2019 mit dem Preis der Debütantenförderung der Akademie der Bildenden Künste München ausgezeichnet.

Charlotte Giacobbi setzt sich in ihrer Konkreten Kunst insbesondere mit Körperlichkeit auseinander. In ihren Werken dominieren geometrische Formen und präzise berechnete Perspektiven. Sie verwendet transparente Materialien als Leinwand und spielt nicht nur mit den Farbtönen, sondern auch mit der Dichte und der Textur der Farben. Die geometrischen Formen sind so angeordnet, dass die Grenzen sich leicht überlagern. Jede Form bedingt die andere und alle hängen in einem zerbrechlich wirkenden Gleichgewicht zusammen. In diesen aktuellen Arbeiten, die auch in der Ausstellung zu sehen sind, spielt Giacobbi mit der Materialität ihrer fragilen und transparenten Gemälde. Je nach Lichteinfall gewinnen die Gemälde an Plastizität, die schweren Schatten stehen in spannungsvollem Kontrast zu den fragilen Materialien. Im Spiel mit Oberfläche und Licht verändert sich das Bildobjekt; „der Malraum oszilliert kontinuierlich zwischen der zweiten und dritten Dimension“.

Presseschau

Meldung in der Süddeutschen Zeitung, 08.05.2022

Artikel im Kunstforum, 11.05.2022

Eindrücke vom PERSPEKTIVEN 2022 Jurytermin

04. Mai 2022, Platform München

Fotos: Franziska Schrödinger

Fotos: Franziska Schrödinger